Unsere neue Bezirksdienstbeamtin Manuela Kuschel erfreut sich inzwischen einer gesteigerten Bekanntheit. Nach dem bereits am 24.02. veröffentlichten ersten Teil folgt hier nun der zweite und letzte Teil Ihres Interviews mit dem Bürgerverein
Als Grundschüler habe ich vor ca 35 Jahren an einer Führung durch die Räumlichkeiten der Polizeiwache Chorweiler teilgenommen, was total aufregend war. Gibt es immer noch die Möglichkeit mit Schulklassen oder Kindergartengruppen Sie auf der Polizeiwache zu besuchen und eine Führung zu bekommen?
Grundsätzlich schon, allerdings sind diese Führung aufgrund von Corona aktuell nicht erlaubt.
Wie läuft das dann ab? Wie kommt man mit Ihnen in Kontakt?
Die meisten Führungen finden mit den Kitas statt, weil wir alleine wegen der Verkehrserziehung der Kinder schon regelmäßigen in Kontakt stehen. Die rufen dann bei mir an und vereinbaren einen Termin für die Besichtigung auf der Wache aus.
An dieser Stelle des Interviews spricht ein älterer Bürger Frau Kuschel an, um nach Rat und Hilfe zu einem Problem mit einem Gehwegabschnitt einzuholen.
Das war doch gerade schön wie der Bürger Sie direkt angesprochen hat und Hilfe sucht!
Ich freue mich immer, wenn ich angesprochen werde und versuche das auch immer zu sagen und zu zeigen. Ich versuche offen zu sein und den Leuten die nötige Ruhe zu geben, um sich mir anzuvertrauen.
Gibt es bei Ihrer Arbeit Situationen wo Sie eine Distanz gegenüber der Polizei spüren, Leute nicht mit Ihnen sprechen wollen?
Manchmal gibt es diese Situation, aber dann frage ich direkt nach. Ich bin davon überzeugt, je öfter ich im Veedel unterwegs bin, desto niedriger wird die Hemmschwelle sich mir anzuvertrauen. Wenn jemand wirklich nicht möchte, habe ich es mir abgewöhnt in der Situation weiter nachzuhaken. Ich gebe aber nicht auf, sondern gebe meine Visitenkarte weiter, in der Hoffnung, dass die Menschen sich später bei mir melden.
Letztes Jahr bin ich Zeuge geworden wie eine Frau in der Postfiliale die Mitarbeiter lauthals angeschrien und aufs übelste beleidigt hat. Mitarbeiter und Kunden hatten wie ich alle das Telefon in die Hand genommen aber als die Frau dann plötzlich schnell abzog doch nicht die Polizei gerufen. Es ist nichts Ernstes passiert, aber hätten wir trotzdem die Polizei rufen sollen?
Beleidigung ist eine Straftat die zur Anzeige gebracht werden kann. Wenn die Betroffenen allerdings schon weg sind und ihre Personalien nicht festgestellt werden können, kann die Straftat nicht verfolgt werden. Viel wichtiger ist aber dass man in Köln im Zweifel IMMER die Leitstelle der Polizei 110 anrufen kann. In unserer Öffentlichkeitsarbeit sagen wir die 110 ist NICHT nur der Notruf. Die 110 darf immer angerufen werden wenn man nicht weiter weiß. Im schlimmsten Fall verweisen die Kollegen der Leitstelle auf eine Polizeiwache. Man kann genauso auch immer die Auskunft der Polizei 0221-2290 anrufen, welche ebenfalls rund um die Uhr besetzt ist und die leiten einen weiter.
Wir haben in Heimersdorf am Marktplatz eine Trinkerszene und dazu schon mehrere Eingaben bekommen weil „das sieht nicht gut aus“. Genauso haben sich Eltern die an schönen Tagen mit ihren Kindern hier spielen über einen Obdachlosen beklagt der auf der Sparkassenbank wohnte. Wäre es realistisch wie in Chorweiler mehr Spielgeräte aufzustellen um bestimmtes Problemklientel durch spielende Kinder zu verdrängen?
Ich verstehe, dass sich Anwohner bei der Polizei beschweren, allerdings gehört das auch einfach zum Stadtbild dazu. Häufig stecken hinter den Menschen sehr traurige Lebensgeschichten. Solange die Menschen friedlich sind und keine Straftaten begehen, verdrängen wir sie nicht. Wenn sie laut werden oder negativ auffallen, weil sie zu viel getrunken haben, sprechen wir auch Platzverweise aus.
Gibt es ein schönstes oder spannendstes Erlebnis bei der Polizei auf das Sie gerne zurückblicken?
Es gibt ganz viele Sachen an die ich mich gerne zurückerinnere. Ein Erlebnis ist besonders schön, da war ich noch im Streifendienst und bin mit meiner Kollegin durch Auweiler gefahren. Wir sind an einer Hochzeitsgesellschaft vorbeigefahren, bei der die Braut gerade den Strauß werfen wollte. Wir haben angehalten und uns in die Traube von Menschen gestellt, um den Strauß zu fangen.
Und wer hat den Strauß gefangen?
Wir haben ihn nicht gefangen. Es war ja auch nur als Spaß gemeint, der im Nachgang sehr gut angekommen ist. Der Fotograf wollte dann trotzdem nochmal Fotos nachstellen, auf denen es so aussah, als hätten wir den Strauß gefangen. Das sind tolle und lustige Erinnerungen und die Hochzeitsgesellschaft hat sich auch darüber gefreut.
Ist der Polizeiberuf schon immer ihr Traumberuf gewesen?
Es war einer der Berufe die ich mir vorstellen konnte. Ich wollte einerseits Sport studieren, Physiotherapie war so ein Gedanke. Ich bin dann aber schnell und ohne Umwege zur Polizei gekommen. Ich wollte dann auch nichts anderes mehr machen. Rückblickend betrachtet kann ich sagen, dass es mein absoluter Traumjob ist. Dazu kommt, dass ich jetzt als Dorfpolizistin meine absolute Berufung gefunden habe. Ich liebe das, was ich mache.
Sind auch schon zivil unterwegs?
Ich bin nicht zivil unterwegs, weil ich möchte, dass die Menschen mich erkennen und ansprechen. Mit der Uniform kann ich den Bürgerinnen und Bürgern im Veedel zeigen, dass ich auf sie aufpasse und so einen Beitrag für das Sicherheitsgefühl leisten kann.
Wie ist das nach Feierabend? Können Sie die Polizistin in Ihnen abstreifen, gemeinsam mit der Uniform in die Garderobe hängen?
Ich bin immer Polizistin. Nur weil ich die Uniform ausziehe, heißt es nicht, dass ich wegsehe oder mich nicht kümmere. Ich würde immer einschreiten oder helfen, wenn es notwendig ist. Im Zweifel ist die „110“ ja schnell gewählt.
Zum Abschluss als wir gerade am Palmenweg waren, sprach uns der Anwohner Helmut Fröhlich (88) an, der auf eine vielleicht seinem Namen geschuldete sehr lebensfrohe und lustige Art, ein nettes Gespräch mit unserer Dorfpolizistin eröffnete. Ein Foto wollte Sie ihrem neuen Fan natürlich nicht verweigern. Helmut Fröhlich war das Highlight des Tages und die Bekanntschaft hat Manuela Kuschel und mich sehr gefreut. 🙂
Mit Manuela Kuschel sprach Adem Essiz